Auf der nächsten Etappe kreuzt sich die musikalische Karriere von Steve Gibbons mit derjenigen der ebenfalls aus Birmingham stammenden Gruppe The Move.
The Move: Eine feste Größe der Brumbeat-Szene
Dies ist alllerdings gar nicht so einfach, da dies eine ganze Reihe von Stilen abdeckte. Die Website Brumbeat formuliert das so:
The Move were difficult to categorize musically as their style ranged from pop to psychedelic, blues, progressive, 1950s style rock ’n‘ roll and even country and western!/ The Move ließen sich musikalisch nur schwer kategorisieren, da ihr Stil von Pop über Psychedelic, Blues, Progressive, Rock ’n‘ Roll im Stil der 1950er Jahre bis hin zu Country und Western reichte!
Einer der Gründe für diese Stilvielfalt war sicher, dass die Gruppe sich aus Mitgliedern verschiedenster anderer bekannter Birminghamer Bands zusammensetzte, nämlich
- Carl Wayne (Gesang), Chris ‚Ace‘ Kefford (Bass) und Bev Bevan (Schlagzeug), von Carl Wayne and the Vikings,
- Roy Wood (Gitarre) von Mike Sheridan and the Nightriders(aus denen später Idle Race, von denen später noch die Rede sein wird, werden sollte) und
Trevor Burton (Gitarre) von Danny King and the Mayfair Set. - Die Besten der Besten des Brumbeat in einer Band
Prominenter Gründungshelfer
Die Idee zur Gründung einer solchen Supergruppe der Birmingham Musikszene ging auf einen Auftritt der Londoner Gruppe „Davy Jones and The Lower Third“im angesagten Cedar Club auf dem Constitution Hill im Jahr 1965 zurück. Deren Sänger Davy Jones schlug Trevor Burton und Ace Kefford vor, sich mit Spitzenleuten aus anderen bekannten Birmingham Bands zusammenzutun (ein Konzept, das Jahre später mit der Gründung von Gruppe wie Cream oder Blind Taste unter dem Stichwort Supergroup Furore machen sollte.)
Trev and I were there one night and Davy Jones and The Lower Third was on. They were like The Who with target jumpers, hipster trousers, doing stuff like ‚Heatwave‘ and ‚Needle In A Haystack‘. Chatting afterwards, David put the notion in our heads of forming our own band. We approached Roy Wood who was already singing that sort of stuff with The Nightriders. I had a similar spot in The Vikings doing ‚Jump Back‘ and ‚Every Little Bit Hurts‘, trying to copy Stevie Winwood like everyone else.“/„Trev und ich waren eines Abends dort als Davy Jones and The Lower Third spielten. Sie waren wie The Who mit bunten Pullovern, Hüfthosen und sie brachten Sachen wie ‚Heatwave‘ und ‚Needle In A Haystack‘. Als wir danach plauderten, setzte uns David die Idee in den Kopf, eine eigene Band zu gründen. Wir fragten Roy Wood, der bereits mit The Nightriders solche Sachen sang. Ich selbst sang bei The Vikings ähnliche Songs wie ‚Jump Back‘ und ‚Every Little Bit Hurts‘ und versuchte dabei, wie alle anderen, Stevie Winwood zu kopieren.
Die Idee gefiel den beiden also und man fragte verschiedene weitere Kollegen, darunter auch John Bonham, den späteren Schlagzeuger von Led Zeppelin, der jedoch ablehnte. (Wenn wir schon bei prominenten Namen sind: Der eben erwähnte Davy Jones machte später unter dem Künstlernamen David Bowie Weltkarriere. Und Jeff Lynne der 1970 zu The Move kam, gründete später ELO und spielte von 1088 bis 1990 mit Geogre Harrrison, Bob Dylan, Roy Orbinson und Tom Petty bei den Travelling Willburys.)
Trevor Burton: Vom Gitarristen zum Bassisten
The Move wurde schnell über die Grenzen von Birmingham hinaus bekannt. Dafür gab es, außer den musikalischen Beiträgen der Mitglieder, vor allem zwei Gründe, zum einen das Songwritertalent von Roy Wood, zum andern die starke Promotion ihres Managers Tony Secunda, der auch für Moody Blues arbeitete.
Nachdem Kefford LSD-bedingt ausgeschieden war, machte die Band als Quartett weiter. Dazu wechselte Trevor Burton von der Gitarre an den Bass.
Manager bringt Band in die Bredouille
In dieser Besetzung spielte man die erfolgreichste Single der Gruppe ein, das Lied „Flowers in the Rain“, das in den Charts von Großbritannien auf Platz 1 kletterte.
Mit diesem Erfolg ist allerdings auch ein handfester Skandalverbunden. Da der Manager Tony Secunda eine anstößige Werbepostkarte mit der der damalige Premierminister Wilson verunglimpft wurde. Dieser verklagte die Band, die von dieser Aktion gar nichts gewußt hatte und gewann. Das Ergebnis war, dass die Tantiemen für „Flowers in the Rain“ noch heute an Wohltätigkeitsorganisationen abgeführt werden müssen.
Nach dieser Geschichte war Tony Secunda seinen Job als Manager von The Move los. Er wurde durch Don Arden, ersetzt, der selbst kurz vorher von den Small Faces gefeuert worden war.
Trevor bricht auf zu neuen Ufern
Eine frustrierende Angelegenheit. Trevor Burton hatte jedoch noch andere Probleme mit der Entwicklung der Gruppe: Ihm gefiel die Hinwendung zur kommerzieller Popmusik nicht. Außerdem gab es persönliche Differenzen, die während einer Tour in Schweden sogar zu einer Schlägerei mit Bev Bevan auf offener Bühne führten. Danach war Burton draußen aus The Move.

Er begann in London als Studiomusiker zu arbeiten und bezog dort ein Apartment mit Noel Redding von der Jimi Hendrix Experience. Eigentlich wollte man auch eine eigene Band gründen. Daraus wurde aber aus irgendwelchen Gründen nichts.
Aber die nächste interessante Band schien nicht weit: Nachdem er sich mit Steve Winwood angefreundet hatte, machte er sich Hoffnungen auf die Position am Bass bei dessen geplanter neuer Supergruppe Blind Faith, zu der auch Eric Clapton sowie Ginger Baker gehörte. Steve Winwood hätte ihn wohl genommen, aber Ginger Baker (dessen Stimme als Schlagzeuger bei der Wahl des Bassisten offensichtlich besonderes Gewicht zukam) bevorzugte Ric Grech.
Warum nicht eine weitere Supergroup aus Birmingham?
Burton war also noch immer ohne festes Engagement. Da die Gründung von Supergruppen gerade angesagt war, war es kein Wunder, dass irgendwann (von wem auch immer) der Gedanke der Gründung einer weiteren Supergruppe aus Birmingham nach Steve Winwoods Traffic in der Luft lag.
Die Formel sollte dieses Mal lauten:
Neue Band = Ugly`s – Will Hammond an der Gitarre + Trevor Burton an der Gitarre + mögliche weitere Mitglieder
Anders als bei anderen Bandgründungen war man also von Anfang an offen für mögliche Erweiterungen. Experimentierfreude lag in der Luft. Es ging so weit, dass man sogar ab und zu die Instrumente tauschen wollte! Außerdem wollte man für bestimmte Projekte weitere Musiker vorübergehend in die Band einbinden.
Dazu Denny Laine, der allerdings erst später zu der Gruppe stieß, meinte dazu:
The idea was that we were going to swap instruments around, and bring different people in for different things/„Die Idee war, dass wir die Instrumente austauschen und verschiedene Leute für verschiedene Dinge einsetzen wollten.
War Brian Jones auch dabei? Und wenn ja: Welcher?
Diese Offenheit in der Besetzung war es wohl, die zu einer fake news im Zusammenhang mit dieser Gruppengründung führte. Angeblich sei nämlich Brian Jones von den Rolling Stones mit von der Partie gewesen. Tatsächlich handelt es sich jedoch nur um einen Namensvetter, im Hauptberuf Saxophonspieler bei der Gruppe Undertakes, der ab und an mit Gibbons, Burton und Co. spielte.
Hammond raus, neuer Name rein
Die Idee zur Gründung einer neuen Band war während verschiedene nächtliche Jam Sessions, die Teile des Ugly`s zusammen mit Trevor Burton nach Clubauftritten in Birmingham im Hause von Steve Gibbons veranstaltete, entstanden. Als Trevor sich dann mit The Move überwarf, begann man, das Projekt in die Tat umzusetzen.
Um die Sache ins Laufen zu bringen mussten zwei Dinge erledigt werden:
1. Zum einen musste man Will Hammond den Laufpass geben.
2. Und dann musste noch ein Bandname gefunden werden.
Das mit Will Hammond erledigte man im Handumdrehen, wobei man im großzügigerweise gestattet, den bisherigen Bandnamen Ugly`s weiter zu verwenden.
The Balls werden zusammengezimmert und gehen erst einmal ins Trainingscamp
Der Bandnamen wiederum sollte möglichst knackig sein und Aufmerksamkeit erregen, wobei er ruhig etwas provozieren durfte. (Bei dieser Gelegenheit sollten wir vielleicht erwähnen, dass Tony Secunda, der mit der Postkarte mit dem Premierminister,das Management der neuen Band übernommen hatte.)
Deshalb folgte man dem Vorschlag von Trevor Burton die Gruppe „The Balls“ zu nennen, wobei man nicht an Sportgeräte dachte. In diesem Zusammenhang dürfte es wohl zutreffend sein, das englische Wort „Balls“ mit „Eier“ zu übersetzen. Dieser Name sollte angeblich das druckvolle Gitarrenspiel von Trevor Burton, der wieder vom Bass zur Gitarre wechselte, widerspiegeln.
Einen Namen hatte man damit, was man noch brauchte war eine gewisse Vorlaufzeit um die Sache zum Laufen zu bringen.
Ein großzügiger Vorschuss a la Malcom Mc Laren
Der Manager Tony Secunda hatte Ecken und Kanten. Man musste ihm jedoch lassen, dass er äußerst geschäftstüchtig war. So gelang es ihm, aus der Plattenfirma Warner Brothers einen beträchtlichen Vorschuss heraus zu kitzeln. (Die Website Brumbeat spricht von „a large Malcolm McLaren-style cash advance“).
Geld, dass man für einen ausgiebigen Landaufenthalt der künftigen Band, bei dem diese ihr Programm entwickeln sollte, investierte. Deshalb mietete man, es muss wohl im April 1969 gewesen sein, ein Landhaus in Fordingbridge, Hampshire und dazu noch den Produzenten von Traffic Jimmy Miller, der die Proben der Band aufnehmen sollta.
In Fordingbridge gab es gute Voraussetzungen: Abgeschiedenheit und auch ein Pub in der Nähe. Von dem Pub machte man häufig Gebrauch. Vermutlich wurden auch andere Substanzen konsumiert.
Das mit dem Proben funktionierte jedoch nicht ganz. Schuld daran war unter anderem, dass die Musiker zu unterschiedlichen Zeiten aufstanden und die Zeit, die man sie gemeinsam wach war, vor allem im Pub verbrachten.
Das was man in der Probenzeit zustande brachte, schien auch nicht eben vor Kreativität zu sprühen. Dave Morgan erinnert sich, dass die Proben „undiszipliniert“ und „laut“ gewesen wären. Dann fuhr er fort:
„The music was almost exclusively interminable twelve bar blasts that went on for hours – the archetypical rock ’n‘ roll groove.“/“Die Musik bestand fast ausschließlich aus endlosen zwölf Takten, die sich über Stunden hinzogen – der archetypische Rock’n’Roll-Groove.
Schnell drehendes Personalkarusell
In der Folgezeit verliessen einige Musiker die Gruppe. Über die Gründe gibt es unterschiedliche Versionen.
Die Website Brumbeat sieht die Gründe vor allem in musikalischen Differenzen:
It was only a short time before problems arose within the Balls line-up. Dave Morgan and Richard Tandy were fired as incompatible with the new group’s musical direction. …Keith Smart also left to be replaced by Spooky Tooth drummer Mike Kellie …/Es dauerte nur kurze Zeit, bis Probleme innerhalb der Balls-Besetzung auftraten. Dave Morgan und Richard Tandy wurden gefeuert, da sie mit der musikalischen Ausrichtung der neuen Gruppe nicht vereinbar waren. … Keith Smart verließ die Gruppe ebenfalls, um durch Spooky Tooth-Schlagzeuger Mike Kellie ersetzt zu werden …
Steve Gibbons, der es als Beteiligter besser wissen müsste, machte dagegen den Manager verantwortlich, der knallhart alle Musiker aussortierte, die seiner Meinung nach nicht dem Image, das Mitglieder einer erfolgreichen Gruppe haben sollten, entsprachen. Dazu sagt er in der TV-Dokumentation „Untold stories“:
…I am pretty sure that Tony Secunda had this agenda going. He looked at the individuals and he thought „He`ll do, he`ll do. He was looking who is bill-suitable, which I was a part of. But he didn`t consider the rest of the Ugly`s to be part of it. One by ine he gave them all a sack/…. ich bin mir ziemlich sicher, dass Tony Secunda diese Agenda am Laufen hatte. Er sah sich die einzelnen Personen an und dachte: „Der bringt es, und der auch. Er sah sich an, wen er für geeignet hielt und ich gehörte dazu. Aber er sah des Rest der Ugly`s nicht als Teil des Ganzen. Deshalb hat er einen nach dem anderen rausgeschmissen.
Nächtliche Proben im Stall nach Pub-Besuch
Nicht nur der ständige Wechsel der Musiker verhinderte, dass man Fortschritte machte. Auch der Lebenswandel der Band förderte nicht gerade das konzentrierte Arbeiten. Dazu wiederum Steve Gibbons (Untold Stories):
We used to rehearse in a barn, we always chose to rehearse about three o`clock in the morning. We`d get complaints from the local constablery/Wir haben immer in einem Stall geprobt, und immer so gegen drei Uhr morgens angefangen. Wir bekamen Beschwerden von der örtlichen Polizei.
Tony Secunda, der Manager, verlor dadurch jedoch nicht seinen Optimismus (oder seine Unverschämtheit). Als er Danny Lane, den Ex-Moody Blues-Sänger, der zwischenzeitlich einige Zeit in Spanien verbracht hatte, im Sommer 1969 für die Band gewann, teilte er Warner Bros. mit, dass jetzt auch die Stimme des Hits „Go Now“ bei The Balls zu hören wäre, und forderte einen weitere Vorschuss an – den er auch bekam.

Mit Denny Laine entspannte sich die Situation nicht unbedingt …
Mit Denny Laines Beitritt zur Band verschärften sich die Spannungen in der Gruppe, da dieser Trevor Burton, der ja durchaus auch seine eigenen musikalischen Verdienste vorzuweisen hatte, Konkurrenz machte. Dazu wiederumSteve Gibbons:
Unfortunately there was always a conflict between Trevor and Denny because they both wanted to play lead guitar….And then they decided that they would share the guitar and the bass playing. So there as always gonna be that clash then./ Leider gab es immer wieder Konflikte zwischen Trevor und Denny, weil beide Leadgitarre spielen wollten… Und dann beschlossen sie, sich an Gitarre und Bass abzuwechseln. Es wa also immer dieser Knacks da.
Und Keith Smart, einer von drei Schlagzeugern, die die Band verbrauchte, äußerte in einem Interview:
And then Denny Laine came on the sceen.
Tony Secunda brought Denny Laine in and Danny stayed and then Denny didn`t like Dave Morgan or Richard Tandy, so he got rid of them. And then it came to a stage with isolating Trevor from me and Steve, especially me. And then it was my turn to leave. ….It was a great talent of musicians there, it was fantastic, …
(But) I`gotta say, Denny wasn`t the easist guy to work worth and to get up with…
Und dann erschien Denny Laine auf der Bildfläche.
Tony Secunda brachte Denny Laine rein und Denny blieb, und dann mochte Denny Dave Morgan oder Richard Tandy nicht, also mussten sie gehen. Und dann kam es zu einer Phase, in der Trevor von mir und Steve isoliert wurde, besonders von mir. Und dann war ich an der Reihe, zu gehen. … Es war ein großes Talent von Musikern dort, es war fantastisch, …
(Aber) Ich muss sagen, Denny war sowohl in der Zusammenarbeit wie im Umgang nicht der einfachste Typ …
Häufig wechselnde Schlagzeuger
Und dann konnte sich der ohnehin zerstrittene Rest der Band auch auf keinen Schlagzeuger einigen. Gibbons erinnert sich:
And then we could never sort of settle on a drummer and we did auditions with lots of different guys./Und dann konnten wir uns nie auf einen Schlagzeuger einigen, und wir haben uns viele verschiedene Typen zum Vorspielen eingeladen.
In der kurzen Zeit ihres Bestehens haben es bei The Balls dann drei Drummer zeitweise hinter der Schießbude geschafft:
- Keith Smart, früher Rockin` Berries und The Ugly`s, später beim Electric Light Orchestra (ELO)
- Mike Kellie,später bei Spooky Tooth und als Sessionmusiker für The Who, Joe Cocker, Traffic, George Harrisob, Jerry Lee Lewis, Peter Frampton und viele andere tätig, sowie
- Alan White, der ebenfalls 1969 für die Plastic Ono Band mit John Lennon, Klaus Voorman und Eric Clapton auf dem Toronto Rock and Roll Revivalauf auftrat und später auf Schallplatten von George Harrison, Ginger Baker`s Air Force sowie auf John Lennons Welthit „Imagine“ mitspielte, bevor er Schlagzeuger bei YES wurde.

Vorläufiges Ende 1969
Ende des Jahres 1969 lösten The Balls sich dann (vorläufig) auf.
Für einige Mitglieder eröffnete sich dadurch der Weg, zu einer anderweitigen erfolgreichen Karriere:
- Rick Tandy unterstützte anschließend The Move bei Live-Auftritten, um dann zum Electric Light Orchestra (ELO) zu wechseln und
- Keith Smart ging zu Wizzard.
Neuauflage als Quartett 1970
Damit war das Kapitel The Balls jedoch noch nicht erledigt.
Im Sommer 1970 ging nämlich eine vierköpfige Neuauflage der Gruppe ins musikalische Trainingscamp, dieses Mal in ein Farmhaus bei Reading. Grund hierfür dürfte gewesen sein, dass auf die großzügigen Vorschüsse von Warner noch keine Gegenleistung erfolgte und Secunda deshalb unter Druck stand, eine solche abzuliefern.
Dafür spricht auch, dass man als Sänger nun mit Jackie Lomax nun einen völlig neuen Frontmann mit ins Boot genommen hatte. Allerdings schien sich das nicht bewährt zu haben. Relativ bald trennte man sich nämlich von ihm wieder und griff auf ein bekanntes Gesicht, nämlich Steve Gibbons, zurück.
Auch in dieser Besetzung verfiel man in die alte Routine von Jammen und Keipenbesuchen.
Mike Kellie, der im Januar 1971 Alan White am Schlagzeug ablöste, erinnert sich:
„There were journeys into London town to The Speakeasy, the occasional pub crawl, and many a night spent jamming.“/„Wir fuhren häufiger ins Speakeasy in London, machten ab und zu Kneipentouren und jammten viele Nächte“.
Live-Auftritt – in der Dorfhalle
Jedoch war man etwas aktiver, was öffentliche Auftritte angeht. Nach vielen Proben gab diese Balls-Besetzung schließlich einige lokale Auftritte, darunter ihr Live-Debüt in der Fordingbridge VillageHall.
Supergroup mit Auftritt in der Dorfhalle als Höhepunkt der Live-Aktivitäten: Kein Wunder, dass das Ende von The Balls nahe war.
Für die Gründe der Auflöung gibt es wiederum zwei Versionen.
- Nach einer (derjenigen von Brumbeat) kamen sich Tony Secunda und Jimmy Miller wegen finanzieller Dinge in die Haare (Tony Secunda and Jimmy Miller fell out over money and that was the end of that!“)
- Nach einer anderen Version verlor Toni Secunda das Interesse an der Gruppe nachdem er 1970 das Management von Marc Bolan übernommen hatte, der kurz darauf zum Teenieidol wurde.
Sei es, wie es mag: Für Steve Gibbons stand deshalb eine Neuorientierung an, z0u der er in seine Heimatstadt Birmingham, der er von da an bis heute treu bleiben sollte, zurückkehrte. Tony Secunda und dessen neuesten Schützling sollte er allerdings nochmals begegnen. Dazu noch später.
„Fight For My Country“: Love-and-Peace-Single als Nachruf
Im September 1971, The Balls waren als aktive Gruppe schon längst Geschichte, erschienen einige von Jimmy Miller produzierten Songs auf dem Wizard-Label, die noch mit Alan White am Schlagzeug aufgenommen worden waren.
Dies war für den britischen Markt das Lied „Fight For My Country„, das Trevor geschrieben hatte und auch von ihm gesungen wurde. Es beginnt verspielt mit einem Flötenintro, das von rhythmischem Elektrosounds abgelöst wurde. Getragen wird der Hauptteil des Lieds von kräftigem Männergesang und geradlinigen Gitarren. Der Backgroundgesang stammte von Dennie Lane, der auch Bass spielte, und Steve Gibbons, die Gitarre wurde vom Autor des Songs gespielt.
Inhaltlich ist das Lied sehr friedensbewegt. Im Grundsatz wird die Wehrdienstver- weigerung und der Rückzug aufs Land empfohlen. Hier einige Textauszüge:
The sailor said I’m going away to fight for my country/And I said you must be some kind of fool/Why don’t we all just go and live in the mountains/High above the sea/Why don’t we all just go and live in the mountains/Where the life is free
Der Matrose sagte, ich gehe fort, um für mein Land zu kämpfen/Und ich sagte, Du musst ein Narr sein/Warum gehen wir nicht alle in die Berge und leben dort/Hoch über dem Meer/Warum gehen wir nicht alle in die Berge und leben dort/Wo das Leben frei ist?
Alles in allem ein Lied ganz im Sinne des damaligen Zeitgeistes mit einem gewissen Charme.
Auf der Rückseite findet sich das rockige „Janie Slow Down“, das Alan White und Denny Laine geschrieben hatten. Für den französischen Markt gab es eine Single mit einer etwas längeren Version der A-Seite und dem kraftvollen, aber irgendwie uninspirierten „Hound Dog Howling“ auf der Rückseite.
Alles in allem ein mageres Ergebnis für zwei Jahre Bandgeschichte, bei dem Steve Gibbons zudem nur beim genauen Hinhören im Hintergrund hörbar ist.
Eigentlich müsste es von der Band in ihren verschiedenen Inkarnationen noch weitere Aufnahmen geben, die trotz des Booms, solche Dinge auf CD zu veröffentlichen, auch in jüngster Vergangenheit nicht veröffentlicht wurden. Die Gründe dafür können sowohl in der mangelnden Qualität wie in einer verworrenen vertraglichen Situation liegen.
Hier geht es weiter.