Gibbons-Weggefährte Dave Morgan Scott veröffentlicht neue CD „Signz“

Dave Scott Morgan, hat mit Steve Gibbons gemeinsam bei den Uglies und The Balls und dann bei Magnum und dem Electric Light Orchestra gespielt. Danach hat er eine staatliche Anzahl von Alben und Songs aus verschiedensten Stilrichtungen vorgelegt. In Morgans, zumindest für uns noch nicht ganz überschaubaren Ouevre finden sich rockige und popige Songs, Folksong, denen der Einfluss von Bob Dylan anzuhören ist, erbauliches Religiöses und von keltischem Liedgut Angehauchtes. (Unser persönlicher Favorit ist der musikalische Nachruf auf Königin Elisabeth „Liz in my Heart“, dessen Anfang uns irgendwie an „Visions of Johanna“ von Bob Dylan erinnert).

Im Jahr 2022 hat Morgan, der damals gerade 80 Jahre alt geworden war, mit seiner Band Morganisation, zu der seine Frau Mandy Scott-Morgan (Vocals, Percussion), Alex Lowe (Electric Guitar, Vocals), Martin Smith (Electric Guitar, Bas), Jack Rosa (Percussin) und Matt O`Malley (diverse Instrumene und Studio Engenering) gehören, als vorläufig letzte Veröffentlichung die CD „SignZ“ veröffentlicht.

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Das Album beginnt mit dem rhythmuslastigen „Dancing to a Different Drum“, einem Song, der wohl auch auf den Punkt bringt, mit welcher Haltung Dave Scott Morgan nach einer langen Karriere und in seinem neunten Lebensjahrzehnt Musik macht: Er muss niemanden mehr etwas beweisen und kann das machen, wonach ihm der Sinn steht.

Deshalb kann er es sich auch erlauben, auf dem Album in elf Songs seine eigene Analyse vom Zustand der Welt, die nicht gerade erheiternd ist, in den Mittelpunkt zu stellen. Am besten kommt die Grundstimmung der CD wohl in den Anfangszeilen des reggaelastigen „Couldn`n make it up“ zum Ausdruck. Dort heißt es:

Whats going on in our world?

Seems like the newsman isn`t happy until I àm scared

just as as soon as one disaster is gone

he`s got another one prepared

„Die Zeiten ändern sich, leider nicht zum Besseren“, könnte als Leitmotiv über der Platte stehen. Scott Morgan nimmt dies jedoch nicht panisch oder no-futuremäßig zur Kenntnis, sondern mit einer gewissen Portion distanzierter Resignation und Verwunderung. Und es gibt noch Hoffung. In dem Song „Only the rain“ ist sogar ausgerechnet der Regen der einzige, der den Weg zur Sonne kennt. Das ist ein ähnlicher Grundgedanke wie er im lateinischen Spruch „Per aspera das astra“ („Durch das Rauhe zu den Sternen“) oder in dem pragmatischen Motto “ Ärmel hoch, da müssen wir jetzt durch!“ zum Ausdruck kommt.

Musikalisch merkt man diesem Lied übrigens an, dass sein Autor auch Songs für The Move geschrieben hat. Der harmonische Backgroundgesang könnte auch aus einem Song dieser anderen Birminghamer Band stammen. Andere Songs erinnern dagegen in ihrer Entwicklung hin zum Oppulenten und Symphonischen an Electric Light Orchestra (wie zB „Waves“, bei dem der Leadgitarrist die Gelegenheit bekommt, durch wohltemperierte und sparsame Töne Akzente zu setzen). Aber auch straightes Rockiges findet sich auf der CD wie „Crossing Jordan“, das unter anderem durch ein knackiges Gitarrensolo überzeugt.

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Inhaltlich geht es um die Bedrohung durch Überwachungstechnik (Songzeile:“Got to keep Big Brother pleased“), um Entfremdung und die Einsamkeit („Stuck inside a machine“), es gibt Kritik an Amüsiermentalität und Woke-Kultur (u.a. in „City on the plain“, das mit Zeilen wie „Just take the pill it’s gonna be fine, it’s party time … Rock my Cradle gently with fake news/have your heart there are words that can´t be used/can´t be read/ can`t said“ aufwartet). Auch Kritik an konkreten politischen Ereignissen gibt es wie in dem Song „Travellers from Canton“, der die Situation in Hongkong anspricht. Die Frage, wem und welchen Medien man noch trauen kann („Tin Eye“)wird aufgeworfen und in „Squiggle“, das als „Zugabe“ bezeichnet wird, thematisiert man im musikalischen Gewand eines straight Rocksongs die Kontaktbeschränkungen während der Pandemie und den Riss, der aufgrund der Zweiteilung in Geimpfte und nicht Impfwillige sowie Masken-Befürworter und Masken-Gegner durch die Gesellschaft ging und geht.

Im Song davor, „Signz“, der dem Album auch den Titel gab, greift man nochmals das Thema einer sich nicht gerade zum besseren ändernden Welt auf. Dort heißt es unter anderem:

he future is not what it used to be

only sure of uncertainty

I guess this is how life is gonna be from hereon in

Auch hier wird jedoch klargestellt, dass diese Situation Dave Scott Morgan nicht in die Hoffnungslosigkeit treibt. Im Gegenteil, er, seit Jahrzehnten bekennender Christ, sieht die Hoffnung in Gott und in der Religion. Weiter heißt es dort nämlich:

God ist hidden in mysteries

„God is hidden in mysteries
that’s the place where magic lives
who can say that he don’t exist
and look around in every side
every sound there’s secret wait to be found“.

Das sind also die Zeichen (SignZ), nach denen das ganze Album benannt ist!

Mancher mag sich jetzt fragen: Ein persönliches christliches Glaubensbekenntnis als Thema auf einer Rockplatte? Warum nicht ? In der Geschichte der Rockmusik ist dies nichts Neues, wie Songs wie „My Sweet Lord“ von George Harrison, „Jesus just alright“ von den Doobie Brothers, „I like the Christian life“ von den Byrds und einige ganze Alben von Bob Dylan belegegen.

Der Albumtitel „SignZ“ war ursprünglich vermutlich ein Wortspiel, dass sowohl auf Zeichen wie auf Wissenschaft anspielen sollte.

Nach Erscheinen der CD haben sich die düsteren Zukunftsaussichten durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine noch verstärkt. Dadurch bekommt auch das „Z“ am Ende des Kunstwortes „SignZ“ einen unheimlichen prophetischen Beigeschmack.

„SignZ“ ist nicht nur ein Zeichen, dass man auch mit 80 Jahren noch ansprechende, kraftvolle Rock- und Poplatten machen kann, die von den Inhalten her Bezug auf die Geschehnisse und Stimmungen der Zeit nehmen.

Die Morganisation hat etwas vorgelegt, dass in Zeiten des Streamings und isoliert publizierter Einzelsongs immer seltener wird, nämlich ein Album, also eine in sich geschlossene Veröffentlichung, die nicht nur von gemeinsamen Grundideen in den Songs zusammengehalten wird, sondern bei denen auch vermeintliche Details wie die Reihenfolge der Songs, aber auch die Covergestaltung (hier eine von Adam „Bear“ Davis gestaltete Collage aus Versatzstücken von Zeitungsschlagzeilen und einer demonstrierenden Menschenmenge) wohlüberlegt auf das Gesamtprodukt abgestimmt Sinn.

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SIGNZ ist bei Grimm Dooo records in Birmingham erschienen, weitere Veröffentlichungen der Morganisation finden sich hier.

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