Quelle des Beitragsbildes: Webseite des Mosburger Hofes https://www.moosburgerhof.de/british-blues-rock-explosion)
Steve Gibbons ist immer für eine Überraschung gut. Das Dylan Project hat sich zwar aufgelöst, dennoch besteht bald Gelegenheit, Gibbons – der außer für seine Eigenkompositionen ja auch für markante Coverversionen bekannt ist – mit Neuinterpretationen bekannter Songs anderer live in Deutschland zu hören.
Jubiläumsprogramm mit anderen Songs und anderen Mitmusikern
Sehr bekannte Songs sogar! Schließlich handelt es sich bei dem Rockereignis, das den Katalog der Songs bildet, um Woodstock, den millionenfach auf Tonträger und Film verbreiteten Höhepunkt des Love & Peace-Movements.
Dem Ingolstädter Bluesmusiker und Tourmanager Ray Frick ist es nämlich gelungen, aus Anlass des 50. Woodstock-Jubiläums für eine einmalige Kurztournee eine All Star Band zusammenzustellen, die mit Steve Gibbons am Mikrofon und an der Gitarre unter dem Namen „British Blues & Rock Explosion“ und dem originellen Motto „Woodstock meets Bavaria“ bei vier Gastspielen Songs, die damals eine halbe Million Zuhörer begeisterten, neu interpretieren wird.
Die Bandmitglieder
Neben Steve Gibbons gehören der Band an:
- George Glover, der früher bei der Climax Blues Band die Tasten bediente,
- Pete „Sarge“ Frampton (Gitarre, Gesang), weder verwandt, noch verschwägert mit dem Interpreten der millionenfach verkauften Doppel-LP „Frampton comes alive“, aber auf der britischen Insel als Studiomusiker und Mitglied von The Escape Committee, bei denen er u.a. mit dem Ex-10 CC-Drummer Paul Burges Standards von Eric Clapton, BB King, Steve Winwood, Neil Young und Jimi Hendrix als „hard hitting blues“ zum Besten gibt, eine bekannte Größe
- Federico Bozas, Bassist in der Band der John Leee Hooker Tochter Zakiya Hooker
- An der Schießbude sitzt Jazzförderpreisträger Tom Diewock, der seit seinem 18. Lebensjahr bei Ray Fricks eigener Band Blues Hunt mit ihren vier Frontsängern für den rhythmischen Unterbau sorgt.
- Eine interessanten lokale Note dürfte der Akkordeonspieler „Dackel“ Hirmer aus Vohburg, der mit den Bands The Gunmen und Rad Gumbo gleich zwei musikalische Standbeine besitzt, dem Abend verleihen. Er ist für seine Bühnenpräsenz bekannt – und dafür, dass er den Blues im Blut hat. Vermutlich wird er auch an diesem Abend das Publikum mit seiner Wahnsinnsstimme und dem Woodstock-Klassikers „Freedom“ von Richie Havens begeistern.
Weiter wird die Band, so die Ankündigung, Songs von CCR, Jimi Hendrix, Joe Cocker, Santana, Crosby, Stlls, Nash & Young, Canned Heat, Santana und Bob Dylan spielen. (Dazu, warum auch Bob Dylan-Songs angekündigt werden, werden wir uns weiter unten noch Gedanken machen.)
Die Konzertdaten
Insgesamt wird es Mitte November vier Konzerte geben:
- Donnerstag 14. November, Ingolstadt Diagonal
- Freitag 15. November, Abensberg, Weißbierstadel
- Samstag 16. November, Solnhofen, SOLA-Halle
- Sonntag 17. November, Pfaffenhofen, Mosburger Hof
Steve Gibbons, The Who, Woodstock
Im Unterschied zu vielen, die im Jubiläumsjahr auf das „Woodstock-Ticket“ setzen, hat Steve Gibbons tatsächlich eine zumindest indirekte Verbindung zu dem historischen Festival.

Er trat mit seiner Band nämlich nicht nur in den 1970ern häufig auf Europa- und USA-Tourneen als Vorgruppe von The Who auf, sondern schrieb Roger Daltrey auch den Titelsong von dessen zweiter Solo-LP „One Of The Boys“ auf den Leib. Laut Pete Townsend ist er damit
one of the few writers barring myself and Leo Sayer who have come up with a perfect song for Roger Daltrey… (Pete Townsend, The Who, in: The Steve Gibbons Book)
Und zum Live-Musiker Steve Gibbons sagte die Mastermind von The Who:
It was not until Steve Gibbons took the stage that I realised that the quiet handsomely road-worn man I had met was also the brilliant writer, the image-perfect, voice-perfect creatuere described to me ….I became more and more impressed with the talent…
Ach ja, und (so ebenfalls Pete Townsend) Gibbons hätte (ebenso wie Robert Plant) gerne die Stelle des Leadsängers von The Who übernommen, als es einmal zwischen der Band und Daltrey kriselte.
Wer gehört hat, wie Gibbons in den Konzerten mit seiner eigenen Band „One Of The Boys“ oder auch „My Generation“ zum besten gibt, wird bestätigen, dass er der perfekte Mann ist um die Woodstocksongs von The Who kraftvoll wiederauferstehen zu lassen. Alleine das dürfte den Konzertbesuch schon wert sein.
Dylan in Woodstock?
Hörenswert werden sicher auch die angekündigten Interpretationen von Bob Dylan-Songs, schließlich gilt Gibbons auch als jemand, der „fast so Dylan wie Dylan“ oder sogar „mehr Dylan als Dylan“ singen kann.
Das macht auch wett, dass Dylan gar nicht in Woodstock gespielt, sondern sich eher skeptisch über das Event geäußert hat, auch weil er fürchtete, dass die Fans, wenn sie schon einmal in seiner Nähe wären, massenhaft ihn und seine Familie belästigen würden. In seiner Autobiographie schrieb er dazu:
„Früher einmal war der Ort eine ruhiges Refugium gewesen, jetzt nicht mehr. In allen fünfzig Bundesstaaten hatte man wohl Karten gedruckt, damit die Gangs von Dropouts und Drogensüchtigen unsere Farm finden konnten. Pilger aus dem fernen Kalifornien hingen herum. Zu allen Tag- und Nachtstunden brachen Idioten bei uns ein.“
Das Woodstock-Konzert sollte nämlich in Woodstock stattfinden, weil Bob Dylan dort wohnte und der Ortsname deshalb eine gewisse Botschaft verbreitete und einen besonderen Werbeeffekt versprach. Weil die örtlichen Behörden in Woodstock nicht mitspielten, verlagerte man das Konzert nach Bethel, behielt aber den ursprünglichen Namen bei.
Vor diesem Hintergrund dürfte es in Ordnung sein, auch Dylan-Songs bei den Woodstock-Konzerten in Bayern zu spielen. Vor allem, weil urch diesen Schachzug Dylan-Interpretationen von Steve Gibbons in das Programm „eingebaut“ werden können.
Steve Gibbons: Rockpionier in Ingolstadt
In Süddeutschland trat Steve Gibbons übrigens über die vergangenen Jahrzehnte häufig auf. Neben seinem Auftritt auf dem Nürnberger Zeppelinfeld im Vorprogramm von The Who und AC/DC vor 70.000 Zuhörern, sind seine Auftritte beim Nürnberger Bardentreffen und die Aufzeichnung einer Live DVD in der Fürther Kofferfabrik in besonderer Erinnerung geblieben.
Aber auch in Ingolstadt ist er ein häufiger und gerne gesehener Gast. So bereicherten er und seine Band, neben Leslie West von Mountain und Chris Jagger (dessen Bruder Mick heißt und auch in einer Band spielt) im Jahr 2004 das 30. Jubiläum des dortigen Bluesfestes.
Bilder eines weiteren Konzerts aus dem Jahr 2009 finden sich hier und die Besprechung eines Konzerts aus dem Jahr 2007 hier.
Darin ist u.a. die Rede von:
Musik von einer von zeitlichen Moden unabhängigen Gültigkeit, die sich nicht ständig neu definieren muss, sondern den wahren Kern der Rockgeschichte darstellt.
Das wird sich vermutlich auch von dem Programm des „Woodstock trifft Bayern“ Ereignisses sagen lassen.
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